Natürlich können wir Bücher lesen, ins Museum gehen, eine Stadtführung mitmachen, uns die Geschichte vom Ulmer Schneider erzählen lassen, der das Fliegen probierte und in der Donau landete. In der virtuellen Realität tauchen wir in die Welt von damals ein. Wir können fliegen und die Distanz zwischen Medium und Betrachter, zwischen gestern und heute aufheben. Der Eindruck ist intensiv und real.
Der Virtual-Reality-Flug durch Ulm im Jahr 1890
Birdly heißt der Flugsimulator, der uns Ende 2017 zurück ins Jahr 1890 katapultiert. Die Virtual-Reality-Anwendung »Der Traum vom Fliegen« macht’s möglich. In der Virtual Reality (virtuelle Realität) heben wir ab und steigen in die Lüfte.
Ausprobieren. Abheben.
Was passiert bei Birdly® genau? Man legt sich flach auf den Bauch, schnallt sich die Birdly®-Flügel an, setzt Brille und Kopfhörer auf, bekommt eine kurze Einweisung, wird an den Beinen auf der Liege fixiert. Schon gehts los und augenblicklich hat man das Gefühl, mitten in der historischen Stadt zu sein. Dieses Eintauchen nennt man Immersion. Ich schwebe augenblicklich über die Stadt. Ganz schön hoch! Fühlt sich so Vogel-Präsenz an? Ich kreise über Fachwerkhäusern, überfliege die Donau, erkenne die Stadtmauer. Die Morgensonne funkelt. Wo in der Stadt bin ich? Zuerst einmal muss ich mich orientieren. Ich fliege, ich lenke die Richtung, die Flughöhe, wähle meine Flugroute, schau mir an, was mich interessiert. Lasse mich treiben und vergesse beim Staunen fast das Flügelschlagen.
Eintauchen. Inspirieren lassen.
An der historischen Umgebung kann ich natürlich nichts verändern, obwohl es spannend wäre. Immersion entsteht insofern, als dass ich meine Blickwinkel selbst bestimmen kann und einen lebendigen Eindruck bekomme vom Aussehen meiner Stadt vor knapp 140 Jahren. Nach ca. 3 Minuten lande ich wieder in der realen Welt. Dann ist der Traum vom Fliegen vorbei. Es gibt 18 solcher Flugsimulatoren auf der Welt, vier davon in Europa und einen in Ulm. Ich werde wohl zur Vielfliegerin. Schließlich ist unser Büro nur einen Flügelschlag von Birdly® entfernt.
Fragen. Hinterfragen.
Werde ich in Zeiten von VR künftig nicht mehr reisen, weil ich virtuell Berge besteigen, am Strand liegen, über orientalische Bazare schlendern kann? Wohl kaum. VR bietet Möglichkeiten und Potentiale, die Kaufentscheidungen unterstützen, Kunden-Aufmerksamkeit schaffen, komplexe Produkte oder Sachverhalte interaktiv zu erklären … Es kann jedoch (noch) nicht alles. In der virtuellen Realität sind Erfahrungen entsinnlicht, bzw. Erfahrungen werden nur mit den Eindrücken gemacht, die mir das System vermitteln kann.
Ergänzen. Ausprobieren.
Tendenziell wird bei VR der Sehsinn übermäßig beansprucht, der Tastsinn dagegen wenig oder gar nicht. Es geht darum, VR als Ergänzung sinnvoll einzusetzen. Um wieder auf den orientalischen Bazar zurückzukommen: Ich möchte Gewürze riechen, über Stoffe streichen, Tee probieren, mit Händlern feilschen … Erfahrungen wollen mit allen Sinnen und aus „1. Hand“ gemacht werden und nicht nur mit den Eindrücken, die das System vorgibt. Für die Kommunikation heißt das, die reale XP so zu erweitern, dass umfassende Erfahrungen möglich sind, Freude machen und den Alltag bereichern. Laut einer Studie des Content Marketing Forums vom Sommer 2017 sehen befragte Unternehmen momentan die größten Umsetzungshürden von VR-Content bei den Produktionskosten (65 %), fehlendem Know how im Unternehmen (44 %), konzeptionell anspruchsvollen Kreationen (37 %) und der unzureichend installierten Basis (37 %).
Es dauert vermutlich noch etwas. Doch die Technologie wird schon bald ganz im Alltag landen und unsere gewohnten Kommunikations- und Erfahrungsmöglichkeiten erweitern.